Anglizismen –
reingeklickt und abgecheckt


Na, wie gefällt Ihnen diese Headline? Finden Sie sie okay, oder mögen Sie das Wording nicht?
Anglizismen wie diese sind aus dem heutigen Sprachgebrauch vieler Menschen überhaupt nicht mehr wegzudenken. Allein im Berufsleben kommen die meisten von uns ohne „Meetings“, „Brainstorming“ und vor allem „E-Mails“ gar nicht mehr aus. Aber auch in die Alltagssprache haben diese Ausdrücke längst Einzug gehalten: Denn auch Sie haben sich doch bestimmt schon mal beim Training richtig ausgepowert, oder?

Was ist denn nun aber ein „Anglizismus“ genau?

Als Anglizismus bezeichnet man einen sprachlichen Ausdruck, der aus dem Englischen in eine andere Sprache eingeflossen ist. Betroffen davon sind alle Bereiche eines Sprachsystems, von der Phonologie über die Formenlehre, Syntax, Semantik bis zum Wortschatz, sowie die Bereiche Sprachgebrauch und Sprachebene (Fachsprache, Alltagssprache, Slang …).

Hat sich ein englischer Ausdruck in der Sprache, in die er übernommen wurde verfestigt und wird von den meisten gar nicht mehr als Anglizismus wahrgenommen (z.B. „Keks“, vom engl. „cake“ bzw. Plural „cakes“), so spricht man von nicht mehr von Anglizismus, sondern von einem Lehnwort.

Anglizismen kommen häufig aus den Bereichen Wirtschaft („Management“, „Teamwork“, „Designer“) und Technik („Laptop“, „Software“, „Receiver“). Aber auch in der Alltagssprache, und ganz besonders in der Jugendsprache, sind sie mit der Zeit mehr und mehr zu finden; ein Satz wie „Meine coolen neuen Sneakers trage ich heute Abend zum Open Air.“ kommt heute wahrscheinlich niemandem mehr seltsam vor.

Die Verwendung zu vieler und häufig auch unnötiger, wenn nicht gar falscher englischer Begriffe kann aber auch zu Unverständnis führen und eine „Sprache“ erzeugen, die gemeinhin als Denglisch bezeichnet wird.

Der Verein Deutsche Sprache (VDS) unterteilt Anglizismen in drei Kategorien:

  1. Ergänzende Anglizismen (machen nur etwa 3% aus), die aus dem Englischen übernommen wurden, weil sie eine Lücke in der deutschen Sprache füllen und eine differenziertere Ausdrucksweise ermöglichen, die ohne diese Anglizismen nur schwer erreichbar wäre. Beispiele: Team, Dimmer, App
  2. Differenzierende Anglizismen (ca. 18% aller Anglizismen) für Begriffe, die so im Deutschen noch nicht existieren. Sie kommen zum Beispiel häufig aus der IT, da viele Entwicklungen aus den Bereichen Computer, Software und Internet im englischsprachigen Raum entstanden sind. Beispiele: Data Mining, Permalink, Facility Management
  3. Verdrängende Anglizismen bilden die größte Gruppe (rund 79%). Wörter dieser Kategorie werden verwendet, obwohl adäquate deutsche Begriffe vorhanden und bekannt sind. Beispiele: Sabbatical (statt Auszeit), Access (statt Zugriff), Wallpaper (statt Bildschirmhintergrund)

Manchmal sind vermeintliche Anglizismen aber auch gar keine. Seit Wochen ist das Wort „Homeoffice“ in aller Munde. Im ersten Moment möchte man doch denken, dass nun auch alle Briten, US-Amerikaner und andere Personen aus einem englischen Sprachraum im Homeoffice sitzen. Doch in diesen Regionen würden sich die meisten Menschen fragen, was ein „Homeoffice“ überhaupt sein soll. Denn im Englischen spricht man von „working from home“ oder „remote working“, wenn man ausdrücken möchte, dass man von zu Hause arbeitet. Die Deutschen mögen Anglizismen und sind im Zweifel kreativ genug, sich selbst welche auszudenken. Ein weiteres populäres Beispiel für solche „Scheinanglizismen“ ist das Wort „Handy“, welches bei uns ein Mobiltelefon bezeichnet, im Englischen aber nicht einmal für einen Gegenstand steht, sondern ein Adjektiv ist und so viel wie „praktisch“, „nützlich“ oder „geschickt“ bedeutet.

Übersetzen von Anglizismen
Viele Anglizismen, vor allem Scheinanglizismen, können weniger sprachgewandte Sprecher bzw. Hörer unter Umständen schnell aufs Glatteis führen. Es ist nicht immer ganz klar, wie beim Übersetzen mit Anglizismen verfahren werden sollte. Verschiedene englische Begriffe sind unterschiedlich stark ins (hier beispielhaft) Deutsche „eingebürgert“ und werden nicht von allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen verstanden. Es gibt hier keine Richtlinie, an die man sich halten kann und keine Faustregel à la „Wenn die Oma es versteht, muss es nicht übersetzt werden“. An dieser Stelle kommt es auf den Kontext an, in dem der zu übersetzende Text steht und natürlich auch auf die Zielgruppe, an die er sich richtet. Ist jedem klar, dass es um (Unter-) Hosen geht, wenn von „Shorts“ die Rede ist? Ist es in diesem oder jenem Kontext sinnvoll, aus einem „Bodyguard“ einen „Personenschützer“ oder aus „Camping“ „Zelten“ zu machen? Trifft es das Gemeinte vielleicht eher, wenn man statt „das Heruntergeladene“ „der Download“ sagt? Sollte der „best seller“ auch im Deutschen der „Bestseller“ sein, selbst wenn es gar nicht um Bücher geht?
All diesen Schwierigkeiten und Fragen sind sich professionelle und kompetente Übersetzer bewusst und sie können mit ihrem Sprachgefühl und ihrer Expertise sicher entscheiden, ob ein Anglizismus an der entsprechenden Stelle angebracht ist, oder ob sie eine Übersetzung oder Entsprechung in der Zielsprache verwenden sollten.